Hermann
hat alle Hände voll zu tun. Die kleine dralle
Italienerin steht heuer zum ersten Mal auf Ski. Angst
ist ihr ins Gesicht geschrieben. Erleichtert stellen
wir fest, dass wir für Hermann nicht die schwersten
Fälle der ausgehenden Saison waren. Dass wir
sonntags noch mit schlotternden Knien das erste Mal
auf die "zwoa Brettln" gestiegen sind, haben
wir bereits nach zwei Tagen völlig verdrängt.
Der
drahtige Skilehrer liegt der Italienerin zu Füssen.
Er schleppt sie rückwärts im Schneepflug
den Berg hinunter. Eine umständliche Prozedur.
Alle paar Meter lässt sie sich, wie von einer
plötzlichen Schwindsucht befallen, mit einem
spitzen Schrei in den Schnee plumpsen. Dann ist Hermann
zur Stelle, greift klaglos dem Häuflein Elend
unter die Arme und stellt es wieder auf die wackeligen
Bretter. Ein paar Höhenmeter weiter: das selbe
Ritual. Der Blick ins Tal raubt der jungen Frau schier
den Verstand.
Hermann
- mit bürgerlichem Namen: Mazagg - ist dabei
die Geduld in Person. Im Winter ist der 53-jährige
Skilehrer aus Passion. Auf seinem Röfen Hof bei
Mals bietet er ganzjährig "Urlaub auf dem
Bauernhof", daneben Jausenstation und Skiverleih
in einem und versorgt seine Gäste mit frischen
Lebensmitteln aus eigener naturnaher Herstellung.
Im Sommer ist der Tiroler als Bergführer unterwegs.
Seine von Sonne und Wind gegerbten Gesichtszüge
strahlen Sicherheit aus und lassen den Anfänger
die ersten, mühsamen Schritte voller Zuversicht
tun. Die erste Abfahrt auf dem Anfängerhügel
wird als Triumpf über die eigene Verzagtheit
erlebt. Die kleine Schussfahrt bis zur Ausgangsstation
des kleinen Tellerlifts lässt die Eleven jubilieren.
Jede noch so kräftezehrende Lektion wird mit
strahlendem Stolz und breitem Grinsen beendet. Hermann
lobt und lenkt mit lakonischer Selbstverständlichkeit.
So macht man rasch Fortschritte. Schnell und sicher.
Hermann ist ein guter Lehrer.
Hermanns
Revier ist das kleine, überschaubare Skigebiet
am Watles, einige hundert Meter oberhalb von Burgeis,
einem malerischen Bergdorf, fast am Ende des langestreckten
Tals (die Obstwiese Südtirols), das sich von
Meran hinauf bis an den Reschenpass erstreckt. Die
Pisten des Vinschgauer Oberlandes zählen zu den
schönsten Skigebieten Südtirols. Wer von
Österreich über den Passo di Rescia kommt,
sieht sie aufgereiht: Schöneben, St. Valentin,
Reschen und dann rechts hoch, hinter Burgeis: der
Watles. Das bis zum April (dank Schneekanonen) schneesichere
Skigebiet erstreckt sich vom höchsten Ausstieg
auf 2500 m bis zur Talstation auf 1750 m. Die insgesamt
kaum mehr als vier Kilometer langen Abfahrten werden
sorgfältig gepflegt und mit zwei modernen viersitzigen
Sesselbahnen erschlossen (Wochenkarte für Erwachsene
ab 109,00 €). Warten gilt nicht. Vor den Aufstiegshilfen
bilden sich nur selten Schlangen. Hier geht es familiär
und gemütlich zu. Genussfahren ist angesagt.
Die urige Skihütte Plantapatsch bildet den romantischen
Ausgangspunkt. Preiswerte Gerichte, schmackhafte Suppen
(zwischen 3,50 und 5,00 €), Pasta und natürlich
Würstl und Pommes bringen ausgepowerte Skihaserln
ebenso wieder auf Trab wie die "Kleinen",
die mit ihrem Skikindergarten so putzig die Hügel
hinunterpurzeln.
Anfänger
kommen am Watles voll auf ihre Kosten, inklusive einiger
kleiner, mitunter schweisstreibender Herausforderungen.
Denn einen richtigen Idiotenhügel gibt es nicht.
Die erste Schritte werden bereits auf der grossen
Piste getan, die allerdings hier, nur einen Schneeballwurf
von der Mittelstation entfernt, besonders breit und
besonders flach ist.
Fortgeschrittene
erfreuen sich an mittelschweren Pisten und einer schönen
Waldabfahrt, die es in sich hat. Langeweile kommt
da nicht auf, besonders nicht, weil der Rundblick
auf das Bergpanorama bezaubernd ist und immer wieder
zum Innehalten auffordert. Imposant: das mächtige
Ortlermassiv. Das Treiben auf der Piste und an der
Hütte ist übersichtlich. Da "Skicracks"
und "Pistensäue" glücklicherweise
andere Reviere bevorzugen, da nämlich, wo ihnen
mehr Aufmerksamkeit zuteil wird, sind das Tempo zivil
und keineswegs halsbrecherisch, Geräusch- und
Alkoholpegel erträglich.
Dass
zu einer zünftigen Jause hin und wieder auch
schon mal ein kräftiger Jagatee oder ein hochprozentiger
Lumumba (das Glas zu moderaten 2,50 €) dazugehören,
das versteht sich von selbst. Eine solche Injektion
lässt die obligate Vorlage erträglicher
werden. Für die harten Waden ist sie eine Wohltat.
Wie meint Hermann noch so treffend?! "Skifahren
ist Kniefahren." Und der Rum geht direktemang
in Waden und Knie. Also kann das keine Sünde
sein!
Der
Watles gehört zum Einzugsgebiet der Orte Burgeis,
Mals, Schluderns und Glurns. Hier wetteifert man nicht
mit den lärmigen Metropolen von Davos und St.
Moritz oder den überlaufenen, quirligen Orten
rund um die Sella. Apres Ski wird kleingeschrieben.
Eine Diskotheque muss man suchen. Man setzt hier gottlob
auf ganz andere Vorzüge. Ruhe und Erholung. Dazu
gehören nicht zuletzt niedliche Pensionen und
luxuriöse Sporthotels, in denen der Kunde wirklich
König sein darf und man den Gast mit einem zuvorkommenden
Service verwöhnt.
Eine
dieser hervorragenden Herbergen ist das Hotel "Weisses
Kreuz" direkt im Dorfkern von Burgeis gelegen,
ein Vier-Sterne Haus, das mit seinen Vorzüge
nicht geizt. Die bequemen und geräumigen Zimmer
sind mit Geschmack und Komfort möbliert. Sie
sollen den Aufenthalt so angenehm wie möglich
machen. Dazu gehören auch die gehobene Ausstattung
wie Tiefgarage, Kinderspielzimmer, ein uriger Schankraum
und ein geradezu opulenter Wellness-Bereich, der auf
knapp 600 Quadratmetern so ziemlich alles bietet,
was Wasserratten und Freunde von Sauna und Dampfbad
so lieben. Der Poolbereich ist mit grossen Fenstern
ausgestattet, so dass man die Berge immer im Blick
hat. Wer frische Luft schnappen will, kann durch eine
Schleuse hindurchschwimmen und sich draussen vergnügen.
Eine finnische Sauna, Biosauna, Dampfbad, Solarium,
Massage- und Ruheräume sowie "heisse Steine"
sorgen sich um verspannte Muskeln und kleinere Blessuren.
Doch
alles das ist nichts gegenüber dem, was den Gast
abends im wunderbaren Speisesaal erwartet. Halbpension
(für sagenhafte 49 bis 59 € pro Nase!) mit
kulinarischem Ausgang. Panoramablick inbegriffen.
Jeden Abend ein anderes lustvoll zusammengestelltes
Fünf-Gang-Menü. Einmal die Woche gedämpfte
Musik von einem Pianoplayer.
Zum
"Italienischen Spezialitätenabend"
tischte die dreiköpfige Küchenbrigade auf:
Appetitliche Schmankerl und Antipasti von der Salatbar,
dann: hausgemachte Papardelle mit Spargelragu (knackfrischer
Spargel im März!), danach: Filet vom Wolfsbarsch
auf gegrillten Auberginen und Tomaten (so ungewöhnlich
wie lecker!). Die Hauptspeise: Kalbspiccata im Parmesanteig,
Safrankartoffeln und gedünstete Zuccini. Den
Abschluss der abendlichen Völlereien bildet jedes
Mal ein Dessert, das so tut, als wenn man mit allen
Tricks und Raffinessen das kritische Urteil des Gastes
noch herumreissen müsste: Ein süsses Feuerwerk,
das regelmässig mit Verzücken begleitet
wird.
Familie
Theiner hat ihren Betrieb voll im Griff. Der Service
stimmt bis ins Detail. Zum opulenten Frühstück
wird der Gast mit einer kleinen Hauszeitung erwartet,
die den Wetterbericht notiert, das abendliche Menü
vorstellt, ein paar Ausflugstips gibt und zur morgentlichen
Erheiterung einen netten Witz beisteuert.
Thomas
und Marion Theiners wissen nur zu gut, wie sie ihre
Gäste dazu bringen, im nächsten Jahr erwartungsvoll
wiederzukommen. Übrigens: auch im Sommer ist
das Hotel für Wanderer eine gute Adresse. Die
Küche ist toll, abwechslungreich und lässt
selbst den Gourmet auf seine Kosten kommen. Der Weinkeller
ist bestens sortiert, mit hervorragenden und liebevoll
ausgesuchten Tropfen aus dem tiroler Umland und selbstredend
bestückt mit einigen besonderen Kresdenzen aus
dem Burgund, Bordeaux und der Toskana. Dass alle Flaschen
zu zivilen Preisen angeboten werden, ist freilich
eine teufliche Versuchung. Doch keine Bange, sich
die Weinkarte hoch oder herunter zu trinken, verlangt
ein paar Jährchen. Da kann man nur empfehlen:
Auf nach Burgeis! Auf die Bretter. Und lassen Sie
sich im "Weissen Kreuz" verwöhnen!
Alles das war bis eben noch: ein echter Geheimtip.
(Hotel
Weisses Kreuz - Familie Theiner - I-39024 Burgeis/Mals
- Vinschgau/Südtirol. Tel. 0039/473-831307 -
email: info@weisseskreuz.it
Röfen
Hof - Fam. Mazagg - Röfen 6 - I-39024 Mals -
Vingau/Südtirol. Tel. 0039/473-831088
Weitere
Informationen von der "Ferienregion Obervinschgau"
-
St. Benediktstrasse 1 - I-39024 Mals - Vinschgau/Südtirol.
Tel. 0039/473-831190,
E-mail: mals@suedtirol.com
www.ferienregion-obervinschgau.it
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