Politik
Kluger Kopf an Clements Seite
Münsteraner Professorin Miriam Meckel macht Karriere

Ein einziger Blick genügt, und man weiß: Diese Frau wird es weit bringen. Miriam Meckel ist jung, sieht gut aus und wirkt stets fröhlich. Und - sie ist selbstbewusst. So selbstbewusst, dass sie es nicht erst sagen muss. Seit "Big Brother" reichen diese Attribute aus, um beim Fernsehen für Einschaltzahlen zu sorgen und die Karriereleiter hinauf zu stolpern. Allerdings im Gegensatz zu Verona Feldbusch und Co hat Miriam Meckel ihre Karriere ihrem klugen Kopf und nicht ihrer blonden Mähne zu verdanken. Wenn sie spricht, kommt eben mehr als ein nettes "Blubb" dabei heraus.

Gerade war sie noch Deutschlands jüngste Professorin am Institut für Publizistik und Kommunikationswissenschaft in Münster, schon ist sie - als hätte jemand weitergezappt - NRW-Regierungssprecherin. Das Amt trat die 33-Jährige erst vor wenigen Wochen an. Wie lange sie es noch innehaben wird, dürfte ihre eigene Entscheidung sein. Irgendwann wird sie wohl eine neue Herausforderung suchen und neue Ufer ansteuern.

Eigentlich wollte Meckel ja Auslandskorrespondentin werden, Erfahrungen in der Fremde machen, wie damals während ihres Auslandssemesters in Taipeh, Taiwan. Erste Schritte in diese Richtung machte sie beim dortigen Radiosender "Voice of Free China". Zweifelsohne hätte sie das Zeug gehabt, als Berichterstatterin rund um die Welt Topstorys mit heißer Nadel zu stricken. Schließlich beherrscht Meckel neben Französisch und Englisch auch das Chinesische nahezu perfekt und redet so sicher und freimütig in die Kamera, als stünde sie ihrer besten Freundin gegenüber.

Zunächst nahm sie aber ihr Studium in Münster wieder auf. Mit einem Abitur von 1,2 und voller Elan hatte sie sich nach der Schule in alle Vorlesungen und Seminare gestürzt, die ihren Wissensdurst stillen konnten. Publizistik, Kommunikationswissenschaft, Sinologie, Politikwissenschaft und Jura studierte sie gleichzeitig. An kleineren Universitäten wäre mit dieser Fächerwahl das Vorlesungsverzeichnis wohl erschöpft gewesen, die gebürtige Rheinländerin aber war es nicht: "Gutes Zeitmanagement habe ich mir schon als Schülerin antrainiert", analysiert Meckel kühl ihre Leistung. Das Understatement beherrscht sie, keine Frage.

Erst wenn eine Aufgabe sich als harte Nuss herausstellt, kommt bei Meckel die Lust auf, sie zu knacken. "Peanuts" lässt sie links liegen. Einen Schritt weiter gehen als andere, das ist ihr Ziel. Das tat sie auch in ihrer Doktorarbeit "Fernsehen ohne Grenzen?", die sie mit 26 Jahren am Institut für Publizistik in Münster vorlegte.

Eigene Erfahrungen im TV-Bereich hatte sie damals schon, doch jetzt ging es erst richtig los, grenzenlos: Von 1994 bis 1995 war sie Chefin vom Dienst und Moderatorin bei "RTL West Live", die folgenden fünf Jahre Moderatorin, Live-Reporterin und Autorin beim WDR. Ihre Einblicke und ihr Wissen konnte sie zeitgleich an der Uni Münster an die Studenten weitergeben. 1995 hatte sie die Vertretung eines Lehrstuhls übernommen, der nach dem Tod eines Professors nicht neu besetzt wurde.

Erst nach vier Jahren schleppender Uni-Bürokratie machte man sich auf die Suche nach einem festen Nachfolger. Meckel hatte mittlerweile gute Karten, die Stelle zu kriegen - und zog das Ass. Mit ihrem Probevortrag begeisterte sie die Zuhörer. "Etwas mündlich zu präsentieren, das ist eine meiner Stärken", ist sich die wortgewandte Frau ihres Talentes bewusst. Zahlreiche Publikationen ersparten ihr die Habilitationsschrift.

Nicht nur diese Sonderbehandlung unterschied sie von den meisten ihrer Kollegen, sondern auch ihr Geschlecht: Die Anzahl der Frauen unter den Professoren liegt in Deutschland bei nicht einmal fünf Prozent. Einer ihrer neuen Kollegen vermutete, dass sie es mit ihrem Aussehen nicht leicht in der Wissenschaft haben werde. Entmutigen ließ sich die Powerfrau von dieser Einschätzung nicht.

Überschwänglich wurde sie daraufhin in den Medien gefeiert, als jüngste Professorin Deutschlands. Der "Spiegel" widmete ihr ein Geschichte, die "Zeit" ließ sie zu Wort kommen, und auch bei Harald Schmidt saß sie schon bald auf dem Gästesessel. Als Medienwissenschaftlerin konnte Meckel den Hype, der um ihre Person gemacht wurde, als besonders gut geeignetes Lehrmaterial in ihren Seminaren mit den Studenten analysieren.

Die hat sie jetzt verlassen, um in Düsseldorf Wolfgang Clement zur Seite zu stehen, als NRW-Regierungssprecherin. Ihre neue Aufgabe ist es, die Medien, die sie so gut kennt, zu bedienen. Mit ihrem Wissen und ihrem Charme wird sie den Journalisten schon das Richtige diktieren. Immer wieder richten sich die Kameras auf die junge Frau. Ein kluger Kopf mit schönem Gesicht, so etwas ist selten in der Politik und somit ein beliebtes Motiv. Das weiß Meckel natürlich auch. Aber sie weiß vor allem noch viel mehr, was die anderen nicht wissen. Bei ihren Auftritten hat - wie immer - allein sie den Taktstock in der Hand.

Trotz ihres rasanten Aufstiegs hat Meckel immer noch das kleine Studentenzimmer in Münster. Oft hält sie sich freilich dort nicht mehr auf. Jetzt jettet sie durch das Land, als Mitarbeiterin von Wolfgang Clement und als Macher ihres eigenen Erfolgs. Sendeschluss gibt es bei ihr nicht. Das Programm geht weiter.