Neuwied.
Der Künstler Otmar Alt ist für
seine farbenfrohen Bilder und Tierfiguren bekannt.
Er zählt zu den bekanntesten und beliebtesten
Künstlern der Gegenwart. Dass sich so
einer für die Archäologie des Eiszeitalters
interessiert, ist neu. Das Ergebnis seiner
künstlerischen Zeitreise ist imposant
und inspirierend zugleich, wie seit dem 27.
März in der Ausstellung mit dem doppeldeutigen
Titel „Ganz Alt“ auf Schloss Monrepos
im Museum für die Archäologie des
Eiszeitalters zu sehen ist.
Die
Ausstellung wurde am vergangenen Mittwochabend
offiziell eröffnet. Der Künstler
selbst war anwesend und freute sich mit den
Ausstellungsmachern über das rege Interesse
von über 120 Gästen, die der Einladung
zur Vernissage nach Monrepos gefolgt waren.
Hochkarätige Redner waren aufgeboten,
um das künstlerische Zusammentreffen von
Kunst und Archäologie gebührend zu
würdigen. Prof. Dr. Joachim Hofmann-Göttig,
Staatssekretär im Ministerium für
Wissenschaft, Weiterbildung, Forschung und
Kultur Rheinland-Pfalz, gab sich als Schirmherr
der Ausstellung als eloquenter Bewunderer des
Künstlers zu erkennen. In seiner wohlgesetzten
Ansprache erläuterte er die Einzigartigkeit
dieses Projektes und wünschte der Ausstellung
viel Glück.
Privatdozentin
Dr. Dagmar-Beatrice Gaedtke-Eckardt vom Niedersächsischen Landesmuseum Hannover
erläuterte in ihrer Laudatio den inspirierenden
Spannungsbogen, den das Aufeinandertreffen
von Kunst und Archäologie ermöglicht
hat. Sie beschäftigte sich kenntnisreich
mit einzelnen Themen und Figuren aus den 15
Bildern des Künstlers. Sie gab Erklärungen
und lüftete an einigen Motiven den Schleier,
den Kunst und Archäologie gleichmassen
zu verde-cken scheint.
Prof.
Dr. Sabine Gaudzinski-Windheuser, Leiterin
des Forschungsbereiches Altsteinzeit
des Römisch-Germanischen
Zentralmuseums, erklärte die Ausstellung
für eröffnet, nicht ohne vorher dem
Künstler Otmar Alt für seine neuartigen
Interpretationen gedankt zu haben.
Otmar
Alt geht in seinen 15 Bildern, die er eigens
für diese Ausstellung geschaffen
hat, den Dingen buchstäblich auf den Grund.
Denn der Künstler betätigt sich hier
als Archäologe, freilich mit seinen ganz
eigenen Werkzeugen: mit Pinsel und Far-ben
nämlich. Dadurch wird „Ganz Alt“,
die Ausstellung im Museum für die Archäologie
des Eiszeitalters zu einer wirklichen Überraschung.
Sie bietet überraschend neue Einsichten.
Kunst
begegnet Archäologie, Archäologie
trifft auf Kunst. Je nach Schwerpunkt ergibt
sich dadurch eine andere Sichtweise, je nachdem,
was in den Vordergrund gerückt wird, ein
neuer Erkenntnisgewinn.
Otmar
Alt setzt sich in einem Zyklus mit einer
Handvoll archäologischer Funde auseinander.
Fabulierend berichtet der Geschichtenerzähler
von den Anfängen des Menschen.
Bereits
im Jahre 2004 erwuchs der Gedanke, im Museum
für die Archäologie des
Eiszeitalters im Schloss Monrepos Themen und
Fragestellungen der modernen Archäologie
in ein anderes Medium zu „übersetzen“.
Mit großer Begeisterung und fasziniert
von der Materie „transskribierte“ Otmar
Alt die Fundstücke in seine ihm eigenen „Bildvokabeln“.
In
seinen knallbunten Bildern entreißt
Otmar Alt die archäologischen Objekte
ihrem ursprünglichen Zusammenhang und
ihrer Herkunft. Er komponiert aus ihnen neue
Szenen. Oder er bettet diese in eine Art Rahmen – gleich
einer Landschaft. So entstehen neue Betrachtungsebenen,
vor deren Hintergrund die künstlerische
Fantasie einen eigenen Deutungsbeitrag zu Artefakten
und Fundstücken herstellt, die ansonsten
ihre Bedeutungen nicht ohne weiteres preisgeben.
Der
Künstler erweckt die beinernen Überbleibsel
längst vergangener Kulturen zu neuem Leben.
In der künstlerischen Überformung
bekommen die ausgegrabenen Schätze eine
märchenhaft-mystische Bedeutung. Der als
Bilderbuch gestaltete Kosmos eines Otmar Alt
mutet wie eine moderne Analogie zu den Höhlenmalereien
in der Grotte Chauvet oder der Höhle von
Lascaux an. Sie scheinen gerade erst ans Licht
der Welt gezerrt worden zu sein, so als hätte
ein weit entfernter Vorfahr unseres Künstlers
die Welt von damals bereits mit Acrylfarben
festgehalten.
Vieles erschließt sich erst beim zweiten
oder dritten Blick, manches verbleibt trotz
aller Anstrengungen im Dunkeln. Wer so gestimmt
durch die Ausstellung auf Schloss Monrepos
geht, wird mit der Anleitung des Künstlers
hinter all den archäologischen Exponaten
eine faszinierende Welt entdecken, deren
Geheimnisse längst noch nicht alle aufgeklärt
sind.
„Ganz Alt“ geht als Ausstellungskonzept
demnächst auf Wanderschaft. Es wird nach
dem 31. Oktober 2007 zuerst im Urgeschichtlichen
Museum Blaubeuren und in zwei Jahren im Westfälischen
Museum für Archäologie in Herne Station
machen.
GANZ
ALT – Ausstellung mit Werken von
Otmar Alt im Museum für die Archäologie
des Eiszeitalters. Geöffnet zwischen dem
28.3. und dem 31.10.2007.
Öffnungszeiten: Dienstag bis Sonntag
und an Feiertagen 10.00 – 17.00 Uhr.
Adresse:
Museum für die Archäologie
des Eiszeitalters im Schloss Monrepos, 56567
Neuwied-Segendorf, Tel: 02631/ 977 20, Fax:
02631/ 76357. www.museum-monrepos.de
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