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Der
Manager trat 1977 als Vorstandsvorsitzender der Westdeutschen
Landesbank zurück, nachdem ein Jahre zuvor abgeschlossener
BERATERVERTRAG bekannt geworden war.
Ludwig
Poullain, 84, im Arbeitszimmer seines
Hauses am Aasee in Münster. Hier, unweit
des Gebäudes der Landesbank, dessen Bau
er einst persönlich veranlasst hat, wohnt
der
Vater zweier erwachsener Kinder mit seiner
Frau. Mehrmals im Jahr geht der Liebhaber
moderner Kunst mit Freunden auf seiner Yacht
im Mittelmeer segeln. |
Sie
haben eine Yacht vor Mallorca, eine stattliche
Sammlung moderner Kunst, und Ihr Haus sieht auch
nicht ärmlich aus.
Kürzlich habe ich mir sogar den Luxus erlaubt,
die letzten Kriegsschäden an mir reparieren
zu lassen. Vor ziemlich genau 60 Jahren bin ich
mit einem Panzer über eine Mine gefahren.
Da flogen mir die Backenzähne durch die Gegend.
Hätte ich keinen Stahlhelm aufgehabt, hätte
ich einen noch größeren Dachschaden
davongetragen, als ich ihn von Geburt aus schon
habe.
Ihr
persönlicher Wiederaufbau findet erstaunlich
spät statt!
Besser spät als nie. Aber Spaß
beiseite. Die Jahre an der Ostfront waren sehr
wichtig für mich. Ich war erst 23 und von
einem Tag auf den anderen für 180 Leute
verantwortlich, die ich heil nach Hause bringen
musste.
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Später
wurde aus dem Praktikanten der Remscheider Sparkasse
der Vorstandsvorsitzende der Westdeutschen Landesbank.
Ich habe halt die Möglichkeiten genutzt, mich
weiterzubilden, und auch etwas Glück gehabt. Mein
Nebenamt als Präsident des Deutschen Sparkassen-
und Giroverbandes war übrigens noch bedeutender
als der Vorstandsvorsitz. Dadurch wurde ich auch von
Politikern um Rat gefragt
und haben dabei kein Blatt vor den Mund genommen.
Für die politisch Handelnden war ich unerträglich.
1977 hat mir der damalige Ministerpräsident Kühn
im Auftrag des SPD-Präsidiums dann auch scharfe
Vorwürfe gemacht, dass ich Helmut Schmidt und
seine Wirtschaftspolitik zu häufig und heftig
attackiere.
Wenig
später mussten Sie Ihren Hut nehmen, weil Sie
ein Beraterhonorar von einer Million Mark angenommen
hatten.
Die wollten mich los werden, ein falsch frankierter
Brief hätte genügt. Ich musste aber nicht
gehen, sondern bin zurückgetreten, wollte meine
Bank nicht in persönliche Auseinandersetzungen
ziehen.
Vor
Gericht wurden Sie freigesprochen, der Bundesgerichtshof
bestätigte das Urteil. Sie hätten nicht
als Beamter, sondern als Banker gehandelt.
Ein Banker war ich aber auch nicht, eher Bankier oder
Unternehmer. Banker sind Typen, die von vornherein
alles besser wissen, auch auf Fachgebieten, von denen
sie nichts verstehen. Das ist eine Seuche. Ich habe
mich immer informiert, anderen zugehört und meine
Meinung nötigenfalls revidiert.
Sie
haben unter anderem Axel C. Springer und Max Grundig
beraten.
Axel Cäsar habe ich nicht wirklich beraten. Da
ging es um eine Beteiligung der Bank an seinen Medien,
aus der aber nichts geworden ist. Für Max Grundig
konnte ich in der Tat etwas bewirken. Sein Instinkt
funktionierte nicht mehr so wie früher. Später
dann habe ich für mittelständische Unternehmen
den Aufsichtsratsvorsitz übernommen und mich
richtig reingehängt. Denn ich wollte nicht nur
Sitzungen eröffnen, schließen und zwischendurch
das Wort erteilen. Heute lasse ich gerade den letzten
Aufsichtsrats-Job auslaufen. Ich bin 84, da muss ich
aufpassen, nicht zur Witzfigur zu werden.
Zurzeit
sind Beraterverträge, insbesondere jene, die
Florian Gerster vergeben hat, in die Kritik geraten.
Diese fast stündlich vorgeführten Aufgeregtheiten
waren Produkte der von Gersters harten Eingriffen
betroffenen Interessenten. Vor allem der Gewerkschaften,
die sich bislang aus den Töpfen der Anstalt selbst
bedienen konnten. Wie gut, dass Gerster nicht, wie
so viele andere in Politik und Wirtschaft, beratungsresistent
war. Leider hat er durch sein schroff und arrogant
wirkendes Auftreten das Geschrei seiner Feinde unterstützt.
Interview:
LUDGER VOETZ
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