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Spenden
gegen Armut – Sammlung
für Mikrofinanzierung
Opportunity
International in Afrika, Süd-Ostasien und
Südamerika
Auf eigenen Füßen stehen
Armutsbekämpfung durch Mikrofinanzierung:
Opportunity International bietet armen Menschen
Hilfe zur Selbsthilfe |
Über 30 Jahre ist es her, als der Australier David
Bussau bei einem Indonesienaufenthalt einem Schuhputzer
begegnete. Im Gespräch mit dem Jungen erfuhr der
Geschäftsmann, dass dieser den größten
Teil seiner eh schon kargen Einnahmen wieder abgeben
musste. Als Miete für den Schuhputzkasten. Kurzerhand
gab Bussau dem Jungen 50 Dollar für ein eigenes
Putz-Set. Bei der nächsten Gelegenheit könne
der Junge ihm das Geld ja zurückzahlen.
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„Das
war die Geburtsstunde von Opportunity International“,
blickt Jörg-Stefan Knüppel zurück.
Die christliche Hilfsorganisation hat sich seitdem
zu einem weltweiten Netzwerk entwickelt, das
mittellose Menschen bei dem Aufbau einer eigenen
Existenz unterstützt. „Wenn man das
Wissen hat, wie man etwas macht, aber kein Kapital,
um die nötigen Werkzeuge und Hilfsmittel
zu kaufen, dann hilft das ganze Wissen auch nicht“,
beschreibt der Chef von Opportunity International
Deutschland die Situation unzähliger Betroffener. |
Die
weltweit anerkannte Hilfsorganisation vergibt deshalb
Kleinstkredite,
ohne die im Bankengeschäft sonst üblichen
Sicherheiten und Formalien zu verlangen. Was zählt,
sind allein ein wirklich umsetzbarer Vorschlag und
der Wille, sich mit eigener Kraft seinen Lebensunterhalt
zu erarbeiten. Übrigens sind in der Mehrzahl
der Kreditnehmer Frauen. Sie sorgen sich gerade in
den ärmsten Regionen der Welt am aktivsten um
den tagtäglichen Lebensunterhalt der Familien.
Die Kleinstkredite liegen bei rd.
100 Euro. „Sobald
die Kreditnehmer auf eigenen Füßen stehen,
muss der gesamte Kredit mit geringen Zinsen zurückgezahlt
werden“, betont Jörg-Stefan Knüppel. „Dadurch
bleibt das eingesetzte Kapital für weitere Hilfsprojekte
erhalten und kann an anderer Stelle Gutes tun.“ Außerdem
werden so Mitnahmeeffekte verhindert.
Wichtig für das System von Opportunity International
ist, dass die einzelnen Kreditnehmer in kleinen Gruppen
füreinander haften – nicht zuletzt, damit
sie sich umeinander kümmern und sich gegenseitig
unterstützen. Gleichzeitig werden diese Gruppen
von Mitarbeiten der Hilfsorganisation regelmäßig
betreut und geschult. Dafür treffen sie sich
wöchentlich mindestens einmal, um den Fortgang
ihrer Arbeit zu besprechen.
Typische Tätigkeitsfelder der Kreditnehmer
sind Handel, Handwerk und Dienstleistung. Mit Hilfe
des Geldes können sich die Menschen eine Kuh
oder eine Ziege, die Nähmaschine oder den Obst-
und Gemüsestand leisten, der zuvor für
sie immer unerreichbar schien. Erst dadurch können
sie ihre Familie mit den eigenen Händen ernähren,
anstatt sie zum Betteln aufhalten zu müssen. „Das
ist für die Seele des Menschen deutlich besser“,
weiß Jörg-Stefan Knüppel nicht zuletzt
aus persönlichen Gesprächen mit den Kleinunternehmern
in den ärmsten Regionen der Welt.
Fünf Unterstützerländer umfasst das
Netzwerk mittlerweile, die Vergabe der Kleinkredite
findet in 27 Ländern statt. „Mein Ziel
ist es, OI zu einer festen Größe unter
den Hilfsorganisationen zu führen.“ so
Knüppel. „ Es sind weltweit Millionen
die auf eignen Beinen stehen können, aber keinen
Zugang zu Kapital haben und deshalb in bitterer Armut
bleiben müssen.“
Bis dahin liegt noch eine Menge Arbeit
vor dem ehemaligen Topmanager, der Mitte 2004 freiwillig
seine erfolgreiche
Karriere in der Businesswelt an den Nagel hängte,
um seine Fähigkeiten für Menschen in armen
Regionen einzusetzen. Knüppel ist aber nicht
der einzige, der sich für Menschen ohne finanzielle
Möglichkeiten stark macht. Auch Bundespräsident
Horst Köhler unterstützt die nachhaltige
Armutsbekämpfung durch Mikrofinanzierung. „Kleinkredite
sind mehr als Almosen. Sie helfen denen, die ihre
Lebensbedingungen eigenständig verbessern wollen
und sind deshalb eine wichtige Hilfe zur Selbsthilfe“,
weiß der vielgereiste Politiker.
Die weltweite Rückzahlquote der zurzeit über
750.000 aktiven Klienten von Opportunity International
liegt bei nahezu 97 Prozent. Einige Länder und
Regionen tragen sich sogar bereits von alleine. „Aber
für andere Gebiete, wo weiter ein enormer Bedarf
besteht, sind wir auf Spenden angewiesen“,
sagt Knüppel. Man geht davon aus, dass weltweit
zwischen 500 Millionen und einer Milliarde Menschen
mit einer Mikrofinanzierung nachhaltig geholfen werden
könnte, um auf eigenen Füßen zu stehen
und nicht auf Almosen angewiesen zu sein, um zu überleben.
Nächstes Jahr will Opportunity International
das bewährte System auch in Ruanda einführen. „Das
kostet einen Haufen Geld und wird sicherlich nicht
einfach“, ist sich Knüppel der großen
Herausforderung bewusst. Aber er wird sie annehmen.
Ludger Voetz
Dr. Jörg Bockow
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