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Dass
man bei den beiden keinesfalls die Fünfe
gerade sein lassen sollte, wird spätestens
beim ersten Schluck deutlich. Was da im Glas
schlummert gehört mit zum Besten, was die
Pfalz derzeit zu bieten hat. Die beiden Vorzeigewinzer
gehören zu zwei Gruppen von jeweils fünf
Weinmachern, die sich zuallererst der Qualität
verschworen haben und damit inzwischen zu ganz
exzellenten Ergebnissen kommen.
Volker
Gies vom Weingut Gies-Düppel aus Birkweiler
gehört zur Südpfalz Connexion und
Hansjörg Rebholz arbeitet mit "Fünf
Freunden" zusammen. Beiden gemeinsam ist,
dass sie auch unabhängig von ihren Mitstreitern
in der Weinwelt für Furore gesorgt haben.
Was sie verbindet: Sie sind engagierte Puristen,
deren Handschrift ganz und gar unverkennbar
ist.
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Volker
Gies, der jüngere der beiden hat erst 1999 das
Weingut von seinem Vater übernommen und quasi über
Nacht zu einem kometenhaften Aufstieg geführt.
Dabei ist erst mit der 2000er Kollektion die eigene
Handschrift des jungen Wild wirklich zu erkennen.
Volker
Gies hat ein Weingut mit einem ganz beträchtlich
Sortenspektrum übernommen. Die Spannbreite reichte
vom Kerner, über Bacchus, Riesling, Weißburgunder
bis zum Spätburgunder. Inzwischen liegt trotz
seiner unverkennbaren Freude am Experiment sein Schwerpunkt
auf Riesling, Weiß- und Grauburgunder und nicht
zuletzt auf Spätburgunder. Gespannt darf man
auf seine ersten Cuvees warten.
Rund
70 Prozent der Rebfläche sind mit weißen
Sorten, 30 Prozent mit Roten bepflanzt. Das Hauptaugenmerk
des jungen Winzers ist auf den Weinberg gerichtet.
"Hier gilt es bei der Qualitätsverbesserung
anzusetzen", sagt der sympathische Gies. Sprachs
und tat es. Konsequenter Rebschnitt, Entblätterung
und nicht zuletzt selektive Lese sind seine wichtigsten
Werkzeuge. Im nächsten Schritt wird er sich mit
Engagement dem Keller zuwenden. "Hier gilt es
das zu vollenden, was wir aus dem Boden herausholen
können."
Was
das Weingut Gies-Düppel aus dem Jahrgang 2002
gemacht hat, ist vom Preis-Leistungsverhältnis
nur noch als sensationell zu bezeichnen: Rieslinge,
die ihre Herkunft nicht verleugnen und doch ein feines
Spiel haben, das einen mit fruchtigen Tönen im
besten Sinne an große Vertreter von der Mosel
erinnert. Hinzu kommen Spätburgunder, die mit
einem satten-samtigen Bouquet voller Frucht- und Rösttöne
verführerisch duften. Im sonnenreichen und schwierigen
Jahrgang 2003 reiften protzige Rote heran, die schon
bei der frühen Probe viel Freude machten. Wir
sagen voraus, dass diese Weine bereits in Kürze
von sich Reden machen werden.
Der
Wahlspruch von Hansjörg Rebholz vom Weingut Ökonomierat
Rebholz in Siebeldingen lautet: Keine Kompromisse!
Dass er damit nicht schlecht fährt, zeigen zahlreiche
Auszeichnungen und nicht zuletzt seine Weine, die
mit den besten gehören, die man in der Pfalz
bekommen kann. Ihre Handschrift: Jeder Wein zeugt
unverkennbar von seiner Herkunft, gibt nuancenreich
und voller Aromen seinen einmaligen Standort preis.
Wenn der Begriff Terroir im deutschen Weinbau eine
sinnfällige Entsprechung hat, dann gehören
die Weine von Rebholz als Bestätigung unbedingt
dazu.
Das
bedeutet nicht zuletzt Konsequenz in der Umsetzung:
Modischen Geschmackstrends und aktuellen Vorlieben
des Marktes perlen an Rebholz ab wie der Regen von
einem Südwester. Die launischen Vorlieben des
Marktes interessieren ihn nicht. Er bleibt unbeirrbar
auf einem Weg, dem ihm die Familientradition seit
drei Generationen ins Stammbuch geschrieben hat. Er
will mit der Unverwechselbarkeit seiner Weine überzeugen
und die begründet sich in der alten Idee des
Naturweines. Der Verzicht auf jede Anreicherung (Chaptalisierung),
auf Süßung durch Süßreserve
und auf Entsäuerung sind die Eckwerte dieser
Weinphilosophie. Herauskommen unverwechselbare Tropfen,
in der Mehrzahl trocken ausgebaut, die in jungen Jahren
mitunter etwas kantig wirken, sich aber Jahr um Jahr
weicher und offener präsentieren. Kurz: Sie haben
ein hervorragendes Potenzial und sie eignen sich ganz
hervorragend zu jedem besonderen Essen.
Die
Lagen des knapp 14 Hektar großen Weingutes sind
durch die Bodenvielfalt des Rheingrabenbruchs geprägt.
Hier beginnt die kompromisslose Zuordnung, die Rebholz
aus seinen Weinen förmlich herauskitzelt. Vom
Rotliegenden der Spitzenlage "Kastanienbusch"
über Löß und Hangschotter am "Münzberg",
Löß im "Rosenberg" und Muschelkalk,
Hangschotter und Löß "Im Sonnenschein"
bieten Böden und Klima ausgezeichnete Voraussetzungen
für die klassischen Sorten.
Die
Fläche ist 35 Prozent mit Riesling und 50 Prozent
mit Burgundersorten (Spätburgunder, Weißburgunder,
Grauburgunder, Chardonnay) bepflanzt. Hinzu kommen
als Spezialitäten aromabetonte Gewürztraminer,
Muskateller sowie Müller-Thurgau.
Rebholz
beherzigt die Regel, dass Qualität im Weinberg
beginnt mit geradezu stoischer Verbissenheit. Der
Ertrag wird auf durchschnittlich 6.000 Liter pro Hektar,
begrenzt.
Arbeit
im Weinkeller heißt für ihn: dem Wein seine
Zeit zum Reifen zu lassen. Behutsamer Umgang vorausgesetzt.
Nuancenreichtum entwickelt sich nicht bei stürmischer
Gärung, sondern nur mit einer großen Ruhe
und Gelassenheit. Manches kommt eben später auf
die Flasche als es der Markt gerne sähe. Darin
scheint Rebholz seinem großen Vorbild zu folgen.
Hansjörg Rebholz ist nämlich der erste Lehrling,
den der deutsche Weinpapst Hans-Günter Schwarz
ausbildete, und er gilt inzwischen so etwas wie der
Meisterschüler der Pfalz.
Der
Mann und sein Wein. Klar und konsequent, unverwechselbar
und mit einer beeindruckenden intellektuellen Attitüde.
Bei Rebholz gibt es kaum eine treffendere Charakterisierung,
als die, dass er mit seinen Weinen für seine
Herkunft und Heimat einzigartiges Zeugnis abgibt.
Ein Zeugnis, das man schmecken kann.
Dr.
Jörg Bockow
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